Denkmalpflege
Bewerbung zum Denkmalpflegepreis 2008 der Handwerkskammer zu Leipzig
Mein Bewerbungsobjekt:
Sanierung des Einfamilienhauses in 04416 Markkleeberg, Mühlweg 17
Bei dem im Folgenden zu beschreibenden Bauwerk handelt es sich um ein ehemaliges Gärtnerhaus des Zöbigker Schlosses, erbaut Mitte des 18. Jahrhunderts mit Anbau aus dem 19. Jahrhundert. Der Bauzustand bei Sanierungsbeginn war sehr desolat, die Substanz jedoch noch recht solide, so dass sich der Bauherr für eine Grundsanierung entschied.
Hier sehen Sie einige Bilder des Zustandes bei meinem ersten Besuch vor Beginn der Sanierungsarbeiten:
Die Innenansichten waren auf den ersten Blick weniger spektakulär, es verbarg sich aber genauso viel Arbeit dahinter:
Die Aufgabe für mein Gewerke bestand im Wesentlichen darin, den Innenausbau mit möglichst baubiologisch unbedenklichem Material auszuführen, eine schlichte, aber zugleich handwerklich einheitliche Formensprache zu finden die es ermöglicht, die Außenwände innenseitig bezüglich der Dämmwerte zu aufzuwerten als auch die Oberflächen im Verhältnis zu den freigelegten Ausfachungen der Trennwände optisch gleich zu stellen.
Die Fassade
Die Außenhülle sollte gemäß der Denkmalschutzrechtlichen Genehmigung im möglichst ursprünglichen Gewand erscheinen. Was nicht so einfach zu bewerkstelligen war, denn die umfangreichen Veränderungen der letzten zwei Jahrhunderte hatten ihre Spuren hinterlassen. In Abstimmung mit dem zuständigen Konservator, Herrn Körner, wurden Möglichkeiten gefunden um beispielsweise die Umrahmung der Fenster und Türen in einer einfachen, aber auch bautechnisch sinnvollen Art auszuführen.
Auch war und ist das Gebäude besonders im Bereich der Fassade uneben, aus dem Lot und besonders am Hauptgebäude voller "Überraschungen". So wurden die Fachwerkhölzer zunächst geölt, dann mit Putzträgergewebe überspannt, es gab Ausfachungen aus Lehm welche ebenfalls mit Putzträgermatten überspannt wurden, Eckschienen, wie heute allgemein üblich, durften und konnten auch nicht eingesetzt werden, also habe ich die Gebäudeecken frei Hand geputzt. Der für diese Anforderungen abgestimmte Kalkputz ließ sich sehr gut wandfolgend verarbeiten und bot schon nach der Fertigstellung des Grundputzes ein gutes Bild.
Nach dem Grundputz kamen die Feinarbeiten zum Zuge. Die Fenstergewände aus 10 mm dünnen und 120 mm breiten Streifen aus einem witterungsbeständigen, mineralischen Spezialmörtel wurden in meiner Werkstatt vorgefertigt und im ausgehärteten und trockenen Zustand auf die Baustelle gebracht und auf den schon fertig gefilzten Kalk- Feinputz geklebt. Normalerweise hätte ich diese einfachen "Faschen" zwischen ein paar angeschlagene Latten geputzt, hier aber waren noch das teilweise 5 – 10 cm breit fehlende Mauerwerk der Tür- und Fensteröffnungen zu ersetzen, was ich nun mit Mineralschaum-Dämmplatten ausfüllen und mit Feinputz beschichten konnte, dabei diente die schon fertige Innenkante der Fensterfasche gleichzeitig als Putzlehre.
Die Farbgebung der gesamten Fassade wurde im vorgegebenen Ton nach der Farbkarte der Firma Keim Nr. 9314 gehalten, der später ausgeführte Sockel im Farbton 50004.
Das Innere
Die Innenarbeiten wurden im Wesentlichen in Lehmbauweise ausgeführt. Passend zum Gebäude, denn einige Teile wie Deckenfüllungen und Ausfachungen waren schon im Original in diesem Material vorhanden.
Im Erdgeschoss wurden die Außenwandflächen von innen mit Hanf-Leichtlehm-Steinen im Format 2 DF (11,5*12*24 cm) als Vormauerung mit Hanf-Leichtlehm-Hinterfüllung versehen, zum Einen als Aufwertung des unterschiedlichen Wandaufbaues und zum Anderen zur Egalisierung der Flächen, konnten dann mit Lehm-Grund- und Lehm-Feinputz beschichtet und mit Sumpfkalkanstrich versehen werden. Im Wohnzimmer, welches den gesamten Bereich des Anbaues einnimmt, wurde auf den Lehm-Grundputz ein naturweißer Lehm-Feinputz mit feinem Strohhäcksel angelegt. Ein angenehmes Erscheinungsbild entsteht durch die Übernahme der einst vorhandenen Sturzbögen am Durchgang des Wohnbereiches zur Küche und des Hauseinganges. Auch ein Blindfenster mit der Korbbogenform des Sturzes und die gerundeten Kanten an den Fensteröffnungen, an den Wandecken am Kaminofen und die sichtbar ausgebildeten Fachwerkelemente wirken harmonisierend und im Detail.
Nach dem alle Decken mit Lehmputz auf neuen Schilfmatten versehen waren, die Wandflächen teilweise, dort wo der Untergrund aus technischen Gründen aus OSB- Platten bestand, ebenfalls mit Schilfmatten überzogen und die im Erdgeschoss vorgemauerten Wände, die Trennwände aus Ziegelmauerwerk und die Innenseiten der Außenwände in der ersten Etage mit 5 cm dicken Schilf- Dämmplatten als Putzträger und Innendämmung versehen und mit Lehmmörtel verputzt waren ging es noch an die Farbgestaltung. Diese wurde von mir aus eingesumpftem Kalk angemischt und in traditioneller Manier mit der Bürste im Kreuzgang in drei bis vier Anstrichen aufgetragen.
Natürlich mussten auch einige vorbereitende Maßnahmen ergriffen und beherzt angegangen werden. So war z.B. die Gewölbekappe des Kelleraufganges nicht mehr tragfähig und wurde von mir Originalgetreu wieder aufgebaut. Dabei wurde gleich noch ein verrottetes Stützholz gekürzt und neu untermauert und eine optisch und technisch klarere Variante der Einbindung des Gewölbes in die Stirnwand gefunden.
Beschädigte und teilweise fehlende Deckenfüllungen der Lehm-Staken-Decken mussten ergänzt oder durch andere Konstruktionen ersetzt werden. Neu hinzugekommene Konstruktionselemente wie Stahlträger und -stützen mussten in der Gesamtfläche integriert werden.
So ist aus einer beinahe Ruine doch noch ein ansehnliches und wohnliches Gebäude geworden, mit viel Engagement des Bauherren, Herrn Bernd Jäger und seiner Frau Marie, dem Ingenieurbüro von Dr. Steinbruch und der vielen fleißigen Handwerker, die dieses Bauwerk wieder errichteten.
Auf dem beiliegenden Datenträger ist eine chronologisch geordnete Sammlung von Bildern des von mir begleiteten Bauablaufes. Viel Spaß beim Durchklicken wünscht Ihnen
Stukkateurmeister Andreas Wugk